Wildnisschule
schwarzer Wolf
Bolivien - mein erstes großes Abenteuer
Nach meinem Abitur hatte ich ein gutes halbes Jahr bis zum Beginn meines Studiums. Diesen Zeitraum sollte ich sinnvoll überbrücken. Meine Eltern machten mir den Vorschlag für diese Zeit nach Südamerika zu gehen, während meine Schwester für ein Jahr nach Australien wollte. Es gab einen Bericht dazu im Jugendherbergsmagazin den ich mir vorher durchlas. Ich muss gestehen ich war nicht ganz überzeugt ob es das richtige war, aber meine Eltern gaben mir den nötigen Schubs aus dem Nest. Und so ging es dann auf den Weg für Anfangs 10 Wochen Süd Amerika - die ich dann sogar noch einmal um 2 Wochen verlängerte :-)
Von Frankfurt aus ging es nach Miami. Dort hatte ich knapp 10 Stunden zwischen Aufenthalt, den ich nutzte um die Stadt zu sehen. Ich fragte einen Polizist welche Buslinie ich dazu am besten nehmen sollte, verstand aber trotz Englisch LK kein Wort. Irgendwie kam ich dann doch zu einem Bus und die nette Busfahrerin lies mich dann sogar umsonst mitfahren. Wieder am Flughafen war ich dann auch schon gute 20 Stunden auf den Beinen...
in Bolivien hieß es noch einmal Stop in La Paz bevor es
nach Santa Cruz weiter ging wo ich am FLughafen schon von
Rudi und Nazira empfangen wurde. Sie wießen mich ins
Hostel ein wo ich mich als erstes einmal zum schlafen
hinlegte. Ortszeit von 8-12 Uhr meine ich. Dann wurde ich
direkt geweckt: es wäre das beste wenig zu schlafen und direkt
den örtlichen Rythmus mitzumachen. An dem Tag war eine
Grillparty angesagt. Abends kam ich nach Haus, fiel etwa um
10 ins Bett und schlief durch bis am nächsten Morgen. Bald
ging es dann weiter nach Sucre wo ich die ersten 2 Woche
intensiv Spanischschule hatte. Lustigerweise war im gleichen
Zeitraum wie ich ein Freiwilliger da der etwa eine halbe Stunde
entfernt von meinem Heimatort wohnte.
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Nach den 2 Wochen in Sucre ging es dann raus aufs Land. Wir wurden in 2 Dörfer aufgeteilt - von Sucre aus gesehen kamen wir nach 4-5 Stunden Fahrt nach Alcala wo ich hätte arbeiten sollen. Nach einer weiteren 2 stündigen Fahrt kam man nach el Villar, dort sollte Timo arbeiten. Am Tag der Anreise gab es ein Schulfest in einem Ort, der genau zwischen el Villar und Alcala lag. Anschließen ging es weiter nach el Villar wo wir die Nacht verbrachten. Am nächsten Tag fuhr ich wieder mit nach Alcala, allerdings fiel Montags die Schule aus und da Timo und ich uns gut verstanden und aus der gleichen Gegend kamen organisierte ich meinen Aufenthalt auch nach el Villar. Dort arbeiteten wir im Ort mit den Einheimischen, in einer Schule außerhalb oder im Hostel. Im Hostel etwa bauten wir Tierkäfige, betonierten einen Weg an den Bach hinterm Hostel oder legten Beete an. Im Ort selbst halfen wir beim Hausbau - das war natürlich etwas ganz anderes als bei uns: Die Steine wurden aus Lehm in Holzrahmen geformt und in der Sonne getrocknet. Der Mörtel wurde einfach im "Hausboden" angerührt. Boden aufhacken Wasser beimischen fertig...
In die Grundschule außerhalb mussten wir eine gute Stunde laufen- Busse oder ähnliches gab es nicht.
In die Schule dort kamen die Kinder von den ländlichen umliegenden Höfen. Mit ebenso langem Hin- und Heimweg. In der Schule bauten wir eine Sandkasten und betonierten den Küchenboden. Außerdem gaben wir Englischunterricht und beteiligten und am Schulalltag. An den Wochenenden ging es immer wieder mit dem Bus nach Sucre um die anderen Voluntarios zu treffen und das Stadtleben ein wenig zu genießen.
Nach der Zeit als Voluntario durften wir als Dankeschön eine kleine Reise quer durchs Land machen. Wir begannen unsere Reise von Sucre aus. Erster Stop war Potosi, eine alten Minenstadt, die immer noch vom Bergbau geprägt ist. Sie liegt am Fuße des Cerro Rico, was soviel wie reicher Berg heißt. Im 17. Jahrhundert wurde hier hauptsächlich Silber abgebaut was Potosi zu einer der größten Städte in der damaligen Zeit machte. Bevor wir die Minen besuchten, machten wir einen Stop an einem der lokalen Tiendas (kleine Läden die an jeder Ecke zu finden sind). Hier kauften wir den Mineros ein "Minen-Paket". Darin befand sich hochprozentiger Alkohol (96%), spezielle Minero Zigaretten, Dynamit, Sprengstoff und Zündschnur sowie Kokablätter plus "Katalysator". Alles außer dem Sprengmaterial wurde auch für Opfergaben gebraucht die den Berg, Mutter Natur, Pacha Mama gütig stimmen sollten. In der ganzen Mine waren
diverse Schreine aufgebaut denen Opfergaben
erbracht wurden. Natürlich rauchten auch die
Mineros (Bergarbeiter) die Zigaretten und
konsumierten die Kokablätter. Das war einfach
nötig um den heftigen Alltag zu meistern. Dabei
waren die Zigaretten keine herkömmlichen.
Diese waren fast doppelt so dick und waren neben
Tabak unter anderem mit Eukalyptus und Koka
Blättern gefüllt. Timo kaufte sich auch ein
Päckchen um diese zu probieren aber ein paar
Züge genügten um uns zu zeigen dass sie einfach
unerträglich sind. Der genannte Katalysator wurde
genutzt um die Wirkung der Koka Blätter zu
verstärken. Vom Alkohol probierte ich eine
Verschlusskappe und konnte förmlich fühlen wie der Alkohol in meinen Magen wanderte. Inwieweit der Alkohol von den Arbeitern genossen wurde kann ich nicht sagen aber ich denke wenn dann nur sehr in Maßen da ich mir nicht vorstellen kann dass diese Arbeit unter Alkoholeinfluss verrichtet werden konnte. Wie auch immer freuten sich die Arbeiter jedes mal über ihr Kehrpaket, da auch hier wie in weiten Teilen Boliviens ein hohe Armut herrscht.
Highlight war natürlich bei einer Sprengung live im Tunnel dabei zu stehen.
Nach Potosi erkundeten wir das Altiplano (Hochebene) weiter: die Salar de Uyuni stand an, die größte Salzwüste der Erde. Erster Stop war vor der Wüste in einem Hotel das komplett aus Salz gebaut war. Von hier aus ging es in die Wüste in der es immer wieder Inseln gab auf denen Uralte Kakteen wuchsen. Weiter im Altiplano erkundeten wir die Seen der Hochebene in denen man zu unserer Überraschung Flamingos finden konnte. Und das auf etwa 4000m über dem Meer. WIr besuchten Gesteinsformationen, Vulkane, heiße Quellen und Geysire bevor wir unsere Tour mit 4 Tagen in La Paz beendeten. Wir erkundeten die Stadt und gingen nochmal feiern. Jedoch machten wir uns keine Gedanken über die Adresse unseres Hotels und ließen uns von einem Taxifahrer in irgendeinen guten Club fahren. Nachts kam uns dann die Erkenntnis eigentlich gar nicht zu wissen wo wir hin müssen. Der Abend war, aber dementsprechend schlecht war der folgende an dem wir Inka Ruinen besuchten. Mitten im Touristen Bus lagen wir als einzige mit dem Kopf auf den Vordersitz gestützt im Bus und versuchten unseren Kater Herr zu werden - mit wenig Erfolg. Am Tag drauf ging es uns besser und wir machten eine Fahrradtour die Death Road runter. Fast 70km und etwa 4000 Höhenmeter nur Bergab. Vom Altiplano bis in die Yungas. Das war unser letzter Ausflug bevor es dann wieder zurück nach Sucre ging. Ich verlängerte dann meinen Aufenthalt zwar nochmal aber irgendwie war es nicht mehr so wie erwartet: Es war eig nur noch ein längeres Warten auf den Heimflug im Hostel.
Wie sagt man: Man soll aufhören wenn es am schönsten ist.
Trotzdem war es eine Wahnsinns Erfahrung die mich für mein Leben geprägt hat und mein Interesse am Alternativen Reisen geweckt hat. Nie im Leben werde ich einfach nur 2 Wochen in einem Hotel am Strand verbringen. Dafür gibt es viel zu viel zu erleben und entdecken auf unserem Planet. Jeder sollte einmal im Leben diese Erfahrung machen, etwas völlig anderes zu sehen.